Elternchance

Elternchance

10 Jahre "Elternchance"

Von 2011 bis 2021 wirkte die AWO gemeinsam mit fünf weiteren Organisationen an der Umsetzung der ESF-Bundesprogramme „Elternchance“ des BMFSFJ mit.

10 Jahre Elternchance - wie geht es weiter?

Seit 2011 haben sechs im Konsortium Elternchance zusammengeschlossene Organisationen aus dem Feld der Familienbildung, darunter der AWO Bundesverband, als gemeinsam handelnde Akteure und Kooperationspartner des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) an der Umsetzung der ESF-Bundesprogramme „Elternchance“ mitgewirkt. Zum Ende des Jahres 2021 lief dieses höchst erfolgreiche Qualifizierungsangebot des Bundes aus, in dessen Rahmen bundesweit insgesamt rund 14 000 Fachkräfte das Zertifikat „Elternbegleiter*in“ erworben haben.

Elternbegleitung als Instrument für mehr Bildungsgerechtigkeit

Das Ziel der Arbeit von Elternbegleiter*innen ist es, Eltern und Familien in Fragen rund um die Bildung ihrer Kinder kompetent und unterstützend zu beraten und die Zusammenarbeit von Eltern und Fachkräften professionell zu gestalten. Viele Elternbegleiter*innen bauen durch innovative Formen und Settings Barrieren ab und ermöglichen so einem breiten Spektrum von Familien einen Zugang zu unterstützenden Angeboten. In manchen Einrichtungen sind aus innovativen Projekten für und mit Eltern familienunterstützende Netzwerke entstanden. Aus Sicht der AWO stellt Elternbegleitung ein wichtiges und vielfältig einsetzbares Instrument für mehr Bildungsgerechtigkeit dar. Daher begrüßt sie das Vorhaben der Koalition, frühkindliche Bildung zu stärken und auf die gerechtere Verteilung von Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen hinzuwirken. Die Verankerung von Elternbegleitung an Kita und Schule könnte ein erfolgversprechender erster Schritt sein.

Federführung der AWO

In Federführung des AWO Bundesverbandes, der Projektträgerschaft und Zentralstellenfunktion innehatte, qualifizierten sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre in 528 Kursen fast 8400 pädagogische Fachkräfte zu Elternbegleiter*innen weiter. In der Zentralstelle lag die Verantwortung sowohl für die Kursorganisation, die Teilnehmenden-Betreuung und die inhaltliche Arbeit mit dem Dozent*innen-Team als auch für einen großen Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Diese umfasste z.B. die Durchführung von vier großen Jahrestagungen in verschiedenen Städten, Messeauftritte und die Erstellung von Informationsmaterialien. Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung erforderten ab 2020 eine sehr zügige Umwandlung von Präsenzkursen in digitale Formate.  Diese Herausforderung konnte dank der hohen Kompetenz in der Zentralstelle und des großen Engagement der Dozent*innen erfolgreich gestemmt werden.

Curriculum und Haltung

Das Curriculum, das der Weiterqualifizierung zugrunde liegt, wurde ab 2010 vom Konsortium in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzteam „Frühe Bildung in der Familie“ des BMFSFJ an der Evangelischen Hochschule Berlin entwickelt und immer wieder an veränderte Bedarfslagen angepasst. In drei Blöcken setzten sich die Teilnehmenden mit Bildungsprozessen in Kindheit und Familie, der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien auseinander und reflektierten die eigene professionelle Haltung. Eine besondere Bedeutung in der Weiterqualifizierung nahm (und nimmt) die dialogische Grundhaltung ein, die durch ihren Respekt vor der Einzigartigkeit eines Menschen und durch ihre Offenheit für individuelle und vielfältige Lebensformen eine gleichwürdige Begegnung ermöglichen kann. In der konsequenten Umsetzung dieser Haltung liegt die Chance, Familienbildung und die Zusammenarbeit mit Eltern und Familie im Allgemeinen zu verändern: begleiten statt „abholen“, anerkennen statt erziehen, wertschätzen statt bewerten, gemeinsam lernen statt belehren.

70 Dozent*innen gaben engagiert und umfassend ihr Wissen um Bildung in und mit der Familie weiter und lebten in den Kursen aus Überzeugung die dialogische Haltung vor und begleiteten die Fachkräften auf ihrem Weg zu eigener Haltungsänderung.

Um das umfassende und vielfältige Know-how nachhaltig zu sichern, entstand in intensiver Zusammenarbeit von Zentralstelle, Dozent*innen und Konsortium z.B. ein digitales Methodenhandbuch, das auf der Webseite des Konsortiums Elternchance zur Verfügung steht. Der sehenswerte Image-Film Zukunft begleiten ermöglicht Interessierten einen Einblick in eine pädagogische Arbeit unter den Vorzeichen der dialogischen Haltung.

Bilanz der AWO kann sich sehen lassen

Jedem der beteiligten Verbände oblag es, durch Fachveranstaltungen und eigene Öffentlichkeitsarbeit über die Weiterqualifizierung zu informieren, Interessierte beratend zu begleiten und Elternbegleitung in den verbandlichen Strukturen zu verankern. Die Bilanz der AWO kann sich sehen lassen: So sind in der AWO etwa 1000 zertifizierte Elternbegleiter*innen vor allem in Kitas, Familienzentren oder Familienbildungseinrichtungen tätig. Im Rahmen 20 größerer und kleinerer Fachtage in z.B. Berlin, Hamburg und Singen, regionaler Netzwerktreffen und des digitalen Fachtags „Elternbegleitung mit Herz“ in 2021 tauschten Fachkräfte sich über die Chancen einer dialogischen Zusammenarbeit mit Eltern aus und entwickelten neue Ansätze für die eigene Arbeit. Die bei der AWO Berlin Südost angesiedelten Modellprojekte zur Elternbegleitung im Kiez und an Grundschulen erweisen sich als wichtige Schritte hin zu einer Verankerung von Elternbegleitung in der Praxis von AWO Einrichtungen.

Die Broschüre "FAMILIEN STÄRKEN! ELTERNBEGLEITUNG BEI DER AWO" zeigt anhand von Beispielen aus der AWO Praxis die vielfältigen Veränderungen auf, die Elternbegleiter*innen in ihrer Arbeit und ihren Einrichtungen erlebt haben und weiterhin erleben.

Strukturelle Verankerung von Elternbegleitung

Das Konsortium Elternchance setzt die gemeinsame erfolgreiche Arbeit über das Programm-Ende hinaus fort und qualifiziert im ebenfalls durch das BMFSFJ geförderten dreijährigen Projekt „Verstetigung und Qualitätssicherung von Elternbegleitung“ in modifizierten Kursformaten weiterhin Fachkräfte zu Elternbegleiter*innen. Nähere Informationen sind ebenfalls auf der Webseite des Konsortiums Elternchance zu finden.

Die wertvolle Ressource Elternbegleitung für Familien und Einrichtungen gleichermaßen nutzbar zu machen, setzt voraus, dass es gelingt, förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen und auch politisch darauf hinzuwirken, dass der „Schatz“ Elternbegleitung erkannt und gehoben wird. Bislang ist Elternbegleitung jedoch vor Ort nur vereinzelt langfristig abgesichert. Gemeinsam wollen die Verbände des Konsortiums sich daher auch in der Zukunft für eine strukturelle Verankerung von Elternbegleitung einsetzen. Der Zielsetzung einer stärkeren Einbindung von Elternbegleitung in kooperative Arbeitsformen im kommunalen Kontext folgt auch das neue ESF Plus-Bundesprogramm "ElternChanceN - mit Elternbegleitung Familien stärken", das ab Mai 2022 regionale Netzwerke darin unterstützt, bedarfsgerechte Angebote der Elternbegleitung für Familien in besonderen Lebenslagen zu schaffen.

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