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Nachhaltigkeitsziel Geschlechtergleichheit – mit der AWO seit 1919

Von: Sarah Clasen und Maike Beutler

 

AWO streitet seit 1919 für Geschlechtergerechtigkeit

„Wir wollen dort kämpfen, wo man uns den Eingang verwehrt oder wo man unseren Einfluß wieder zurückdrängen will.“

Zum Geleit / Marie Juchacz. - [Electronic ed.]. In: Arbeiterwohlfahrt. - 1(1926), H. 1, S. 1 – 2, Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2008.

Seit Gründung der Arbeiterwohlfahrt durch Marie Juchacz im Jahr 1919 gehört Frauen ¹ - und Gleichstellungspolitik zum „Markenkern“ des Verbandes. Der Einsatz für die Vision einer geschlechtergerechten Gesellschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels Nr. 5 „Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“.

Im Einklang mit den neun Unterzielen der Vereinten Nationen streitet der Verband für den Abbau geschlechtsspezifischer Gewalt, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung, die gleiche Teilhabe von Frauen* in Führungspositionen und die Aufwertung von unbezahlter und bezahlter Care-Arbeit. Geschlechtergerechtigkeit ist für die AWO dann erreicht, wenn alle Menschen frei sind, ihre Lebensentwürfe unabhängig von ihrer geschlechtlichen sexuellen Identität zu verwirklichen und ohne Zwang und Gewalt zu leben.

Die überwiegend weiblichen* haupt- und ehrenamtlichen Führungskräfte der AWO wollten in den Anfangsjahren des Verbandes die Emanzipation der Frauen* durch politische Mitbestimmung, das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und ein durch eigene Berufstätigkeit gesichertes Einkommen voranbringen. Diese Schwerpunksetzung wirkt bis in die heutige Zeit nach. In den 1970er Jahren kamen die Arbeitsfelder Frauengewaltschutz und Schwangerschafts(konflikt)beratung als eigenständige Aufgabenbereiche hinzu und bilden bis heute zwei wichtige Säulen der fachpolitischen Arbeit.

In ihren Einrichtungen und Diensten erleben die AWO-Fachkräfte tagtäglich die Auswirkungen einer patriarchalen Geschlechterordnung besonders auf unterprivilegierte Frauen*. Dies äußert sich beispielsweise in einer ökonomischen Benachteiligung, die schlechtere Verhandlungspositionen in Familie und Partnerschaft nach sich zieht. Bezogen auf Geschlechtergerechtigkeit geht es der AWO daher um die Verbesserung der Lebensumstände aller Geschlechter und insbesondere aller Frauen*, da diese aufgrund ihres Geschlechts überproportional von Diskriminierung betroffen sind (Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, 2017: 8). In der Lobbyarbeit werden folgerichtig nicht nur Geschlechterparität in der Besetzung von Führungspositionen und die Schließung der geschlechtsspezifischen Lohn- und Rentenlücke als politische Ziele verfolgt. Vielmehr geht es um den Abbau von Frauen*armut durch die Förderung weiblicher* Erwerbstätigkeit, die Aufwertung der SAHGE-Berufe ² und eine Neubewertung von gesellschaftlich unverzichtbarer privater und beruflicher Care-Arbeit. Der Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und reproduktive Selbstbestimmung sind Grundvoraussetzung dafür.

Insgesamt ist für die Glaubwürdigkeit der AWO als wertegebundener Verband der stetige Abgleich der gleichstellungspolitischen Forderungen an Gesellschaft und Politik mit der innerverbandlichen Realität von hoher Bedeutung. Mit der Veröffentlichung des Ersten Gleichstellungsberichts der Arbeiterwohlfahrt hat die AWO den Blick nach innen gerichtet und den Status Quo der verbandsinternen Gleichstellung analysiert. Das ESF-Projekt „Vielfaltsbewusst in Führung – mit Diversity Management Potentiale erkennen, Strukturen verändern, Personal gewinnen und binden“ (ViF)“ will mit einer intersektionalen Perspektive die Repräsentanz von Frauen* in all ihrer Vielfalt und anderen in Führungspositionen unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen auf Leitungsebene erhöhen.

Wir arbeiten dran: Eine zukunftsweisende geschlechtergerechte Gesellschaft braucht sowohl die Offenheit für neue Themen und Verbündete, als auch die Solidarität aller Geschlechter, denn: „[…] das Wir ist immer stärker als das Ich.“ ³

 

Quellen

Zitat: Zum Geleit / Marie Juchacz. - [Electronic ed.]. In: Arbeiterwohlfahrt. - 1(1926), H. 1, S. 1 – 2, Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2008.

¹ Mit der Verwendung des Gendersternchens (*) hinter den Wörtern Frau* und Mann* wird signalisiert, dass damit grundsätzlich alle Frauen und Männer gemeint sind, die sich mit dem jeweiligen Geschlecht identifizieren (Frauen und Männer jeglicher sexueller Orientierung, Transfrauen und -männer und intergeschlechtliche Menschen).

² SAHGE[Soziale Arbeit, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege, Erziehung]-Berufe haben aktuell einen Arbeitsmarktanteil von rund 18%. 80% der hier Beschäftigten sind weiblich“ (Geschäftsstelle Zweiter Gleichstellungsbericht 2017: 1).

³ Marie Juchacz, Abschiedsrede zum Verlassen New Yorks, 30.12.1948.

Ziele für nachhaltige Entwicklung: Geschlechtergleichstellung erreichen

Dieser Artikel ist im Rahmen der SDG-Kampagne, die auf die 17 Nachhaltigkeitsziele aufmerksam machen will, entstanden. Denn als Arbeiterwohlfahrt streiten wir seit jeher für eine gerechte Gesellschaft und sind fest mit dem Gedanken der Gleichheit und Solidarität verbunden. Wir unterstützen die Verwirklichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung politisch und im Verband.

Mehr zur Kampagne erfahren Sie unter: https://wirarbeitendran.awo.org/

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